Der Titel der für Oktober angekündigten Enzyklika von Papst Franziskus, „Fratelli tutti“, stößt auf Unverständnis. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) und die Internetseite „Vatican News“ übersetzen ihn mit „Alle Brüder“. Auf der Facebook-Seite von „Kirche+Leben“ fragen Kommentatorinnen und Kommentatoren, ob der Titel des Lehrschreibens nicht auch Frauen erwähnen sollte.
Laut „Vatican News“ ist der Titel „eine Anlehnung an die Schriften des heiligen Franziskus von Assisi“. In seinen „Ermahnungen“ habe er geschrieben, „alle Brüder“ sollten auf Jesus als den guten Hirten schauen. Dieser habe das Kreuz auf sich genommen, „um seine Schafe zu retten“.
Historisches Zitat
Da die Internetseite vom Vatikan betrieben wird, ist es sehr wahrscheinlich, dass der Titel tatsächlich ein historisches Zitat ist. Auch der Titel der zweiten Enzyklika von Franziskus, „Laudato si“, zitierte einen fremden Text und gibt so einer Enzyklika einen italienischen Namen. Das war vor ihm nicht üblich.
Fakt ist, dass "fratelli" im Italienischen sowohl "Brüder" als auch "Geschwister" bedeuten kann. Selbst wenn Papst Franziskus "Alle Geschwister" sagen wollte, müsste er auf Italienisch formulieren, wie er formuliert hat: "Tutti fratelli". Auch im Englischen, Französischen und Portugiesischen gibt es kein geschlechtsneutrales Äquivalent für das deutsche "Geschwister".
Was in der Enzyklika stehen dürfte
Franziskus will das Lehrschreiben am 3. Oktober in Assisi unterzeichnen. Inhaltlich wird ein Grundsatzdokument für eine globale Neuorientierung nach der Corona-Pandemie erwartet.
UPDATE Ergänzt um sprachliche Informationen. (07.09.2020, 13:20 | mn)